Alarmruf der Weiterbildung: Finanzierungskrise bei Sprach- und Integrationskurskursen gefährdet Fachkräftesicherung und Integration

Menschen mit internationaler Herkunft lernen gemeinsam

Integrations- und Berufssprachkurse gelten als zentrales und besonders wirksames Instrument zur schnellen und nachhaltigen Eingliederung von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt. Neueste Studien – etwa des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung – bestätigen die hohe Erwerbstätigenquote der Teilnehmenden.

Spracherwerb gilt als zentraler Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und Integration. Seit 20 Jahren investiert Deutschland systematisch in die Integration von Neuzugewanderten. Nach Studien der OECD zahlen sich diese Investitionen aus.

Doch das System steht unter Druck. Steigende Kosten, unzureichende Finanzierung und verzögerte Auszahlungen gefährden die Existenz vieler Bildungsträger. Deswegen befürchtet ein breites Bündnis von Verbänden: Wenn die Bundesregierung jetzt nicht handelt, droht ein massiver Versorgungsausfall – mit Folgen für Integration, Wirtschaft und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die Verbände betonen, dass kurzfristige Sparmaßnahmen und fehlende Anpassungen der Vergütung die Branche in eine Krise stürzen:

Integrationskurse binden Mittel oft über mehrere Haushaltsjahre. Dadurch fehlen Gelder für neue Teilnehmende, obwohl der Bedarf ungebrochen hoch ist. So begann z. B. im September der 300. Integrationskurs der eEFB. Doch seit Juli müssen Auszahlungen für bereits geleistete Kurse verzögert werden – eine existenzielle Bedrohung für viele Träger. Die Folge: Personalabbau, weniger Kursangebote und steigende Wartelisten.

Im Koalitionsvertrag wurde ein dauerhaft gesichertes und flächendeckendes Angebot an Berufssprachkursen versprochen. Doch die Realität sieht anders aus: Kürzungen und Kontingentierungen haben den Bedarf weiter steigen lassen. Schon jetzt ist klar, dass 2026 erneut viele Menschen vergeblich auf einen Kursplatz warten werden.

Seit drei Jahren wurde der Kostenerstattungssatz (KES) nicht angepasst – trotz Inflation und steigender Ausgaben. Aktuell liegt er bei 4,58 Euro pro Person und 45 Minuten. Dies verhindert dringend notwendige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und verstärkt die Abwanderung von qualifizierten Lehrkräften aus der Sprachförderung.

Die Träger fordern die Bundesregierung auf, die Demontage der Sprachförderung unverzüglich zu stoppen und die Finanzierung zukunftssicher zu gestalten:

1. Sicherung der Liquidität 2025: Kurzfristige überplanmäßige Ausgabe im Bundeshaushalt zur Abwendung akuter Liquiditätsengpässe.

2. Bedarfsgerechte Mittelaufstockung 2026: Erhöhung der Haushaltsmittel für Integrations- und Berufssprachkurse zur Sicherstellung eines flächendeckenden Angebots.

3. Anhebung des Kostenerstattungssatzes: Steigerung des KES auf einen existenzsichernden Wert von mindestens 6,64 Euro, um die Qualität zu halten und Fachkräfte in der Branche zu binden.

„Wer den heute schon riskanten Arbeitskräftemangel in unserer Wirtschaft bekämpfen will, muss die Sprachförderung nachhaltig sichern“, heißt es in der Stellungnahme der Verbände. „Die Kosten für eine schleppende Integration tragen Betriebe, Sozialversicherungen und der Staat gleichermaßen.“

Weitere Information zum Bündnis „Gesamtprogramm Sprache retten” finden sie hier: https://gesamtprogramm-sprache-retten.jetzt/

Informationen über Sprach- und Integrationsangebote der eEFB und ihrer Regionalstellen finden Sie hier: https://www.ev-bildung.de/arbeitsfelder/migration-integration.html